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Thorsten Frei dankt der Handwerkerschaft

Dem Handwerk geht es gut. Die Auftragsbücher sind voll. Eine Konjunkturabschwächung ist nicht in Sicht. Dennoch werden die Betriebe von den allgemeinen Problemen nicht verschont: Fachkräftemangel, zunehmende Bürokratie und steigende finanzielle Belastungen. Dies wurde in einem Gespräch von Thorsten Frei mit Handwerksunternehmern in Villingen-Schwenningen deutlich. Anlass für  den Austausch war die Wahl von Martin Ballof zum neuen Kreishandwerksmeister. Mit dabei war auch der neue Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Rainer Wagner, und Kammerpräsident Gotthard Reiner, womit sich für Thorsten Frei die Gelegenheit bot, sich beim im Dezember aus dem Amt scheidenden Kammerpräsidenten persönlich für dessen Engagement zu bedanken. 

Thorsten Frei betonte in seinen Eingangsworten, dass das Handwerk einen großen Anteil am Konjunkturhoch der vergangenen zehn Jahre beigesteuert habe und nun auch während einer Abschwächung in einigen Industriezweigen eine stabile Säule der deutschen Wirtschaft sei. Auch die die Vielzahl beschäftigter Flüchtlinge müsse die Politik dem Handwerk hoch anrechnen. „Für mich ist es auch ein sehr schönes Signal, dass das Handwerk bei den jungen Menschen bei der  Berufswahl wieder an Boden gewinnt. Acht Prozent mehr Ausbildungsverträge im Bereich der Handwerkskammer Konstanz ist nach Jahren des Rückgangs ein sehr gutes Signal, ebenso der Anteil von acht Prozent der Auszubildenden mit Abitur“, betonte Frei.   

Mit Blick auf den Facharbeitermangel meinte Thorsten Frei, dass Deutschland auf Zuwanderung angewiesen sei, um als Wirtschaftsnation erfolgreich zu bleiben. Mit den im Sommer verabschiedeten acht neuen Migrationsgesetzen habe die Politik die Weichen für eine erleichterte Zuwanderung in nichtakademische Berufe gestellt. Er bat aber auch um Verständnis für die Abschiebung von nicht bleibeberechtigten Asylbewerbern, die sich bereits sehr gut in Betrieben integriert haben: „Wenn wir hier nicht konsequent gesetzeskonform bleiben, würden wir wohl eine neue Welle des Zustroms auslösen.“   

Frei zeigte sich auch froh über die Rückkehr der Meisterpflicht in einigen Berufsfeldern. „Ich hätte mir noch eine mutigere Ausweitung gewünscht. Die Meisterpflicht sei zwar eine Einschränkung in der freien Berufswahl, aber sie stehe für eine enorme Qualität. Diese habe beispielsweise bei den Fliesenlegern durch die Aufhebung der Meisterpflicht sehr gelitten. Vor 15 Jahren hatte die Regierung in 53 von 94 Berufsfeldern die Meisterpflicht abgeschafft, jetzt wurde sie in zwölf Gewerken wieder eingeführt.

Kritik gab es mit Blick auf generell steigende Belastungen der Betriebe für die im Klimapaket beschlossene Verteuerung von Kraftstoffen. Hier werde das Handwerk einmal mehr nur gemolken. Thorsten Frei verteidigte das Klimapaket. Man habe viel Kritik für das Klimapaket einstecken müssen. Aber die Regierung wolle die Klimaziele mit Maß und Ziel erreichen und müsse bei allen Beschlüssen auch den Wohlstandserhalt im Blick haben. Gleichzeitig gebe es ja auch Entlastung, etwa bei der Stromsteuer.

Kritisch äußerten sich die Handwerker über inzwischen viel zu hohe Deponiekosten, die man den Auftraggebern aufbürden müsse, die bei Eigenanlieferung nur halb so stark belastet würden. Dies könne man keinem Kunden vermitteln. Schlecht für den Nachwuchs seien auch die inzwischen viel zu weit fortgeschrittene Konzentration der überbetrieblichen Ausbildung. Gerade für junge Azubis ohne Auto seien die langen Hin- und Rückfahrten eine Zumutung. Hier müsse die Politik gegensteuern. Thorsten Frei versprach, beim Land nach Verbesserungsmöglichkeiten nachzufragen. Nicht akzeptabel sei auch die ausufernde Bürokratie, etwa das Aufbürden von Beratungen für die Altersvorsorge für Migranten im Betrieb. Hier werde schlicht übers Ziel hinausgeschossen.

Thorsten Frei mit Geschäftsführer Rainer Wagner (links), Kreishandwerksmeister Martin Ballof und Kammerpräsident Gotthard Reiner (rechts).