Die Zahnärzte gehen heute unter dem Motto „Wir müssen reden…“ auf die Straße, auch im Raum Villingen-Schwenningen wird nur ein Notdienst aufrechterhalten und in der Villinger Innenstadt für Verständnis für die eigenen Forderungen geworben. Es geht hauptsächlich um die finanzielle Zukunft der Praxen. Durch eine Budget-Deckelung stecken die Zahnärzte in einer Zwickmühle. Sie haben Verantwortung für das Personal oder auch den Druck in neue Technik zu investieren, doch die Vergütung für Behandlungen liegt noch auf dem Niveau der späten 1980er-Jahre. Kritisiert wird auch die „Digitalisierung“. Statt zu entlasten, habe diese nur mehr Aufwand gebracht, sagen die Zahnärzte. So verbringe der Zahnarzt inzwischen mehr als 24 Stunden pro Woche für Verwaltungsarbeit. Viel Zeit, die der Zahnarzt nicht für seine Patienten hat. Im Vorfeld des Protesttags sprach Thorsten Frei am Montag mit den Zahnärztinnen Julia Richter aus Bad Dürrheim und Petra Krauß, die Kreisvorsitzende der Zahnärzteschaft, aus Villingen-Schwenningen über die Situation.
Die Lage der Zahnärzte habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert, sagt Julia Richter. Viel Geld habe sie in ihre Kinderzahnarztpraxis in Bad Dürrheim investiert. Es falle ihr zunehmend schwer, die Praxis betirbeswirtschaftlich zu führen, betont sie. Petra Krauß fordert deshalb, dass die Budgetbegrenzung auf aktuellem Niveau wegmüsse, um für die wachsende Zahl an Patienten auch leistungsgerecht bezahlt werden zu können. „Die Budgetierung sorgt dafür, dass wir Leistungen erbringen, dafür aber nicht vergütet werden“, sagt Krauß. Dies gehe auf Dauer in keinem Betrieb gut.
Gleichzeitig verwies sie auf gestiegene Materialkosten und steigende Löhne der Angestellten. Hier könne man im Wettstreit um die knapper werdenden Personalressourcen kaum noch mithalten. Neues Personal zu gewinnen, werde immer schwerer.
Thorsten Frei zeigte großes Verständnis für die Anliegen der Zahnärzte. Es überrasche ihn, wie günstig Zahnarztleistungen teilweise seien: „Wenn ich den Aufwand für eine Zahnreinigung sehe und den Betrag auf der Rechnung, ist dies betriebswirtschaftliche nicht darstellbar.“ Die CDU/CSU-Fraktion habe bereits vor knapp einem Jahr die Initiative der Zahnärztekammer zur besseren finanziellen Ausstattung der Zahnärzte unterstützt und die Bundesregierung in einem Antrag aufgefordert, hier entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Mehr als eine Anhörung im Gesundheitsausschuss im April sei bislang aber nicht erfolgt.