Tuningen hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Entwicklung genommen. Die Lage der Gemeinde ist ideal nahe des Oberzentrums und an der Autobahn und bietet auch viele attraktive Arbeitsplätze. Dennoch sahen Bürgermeister Ralf Pahlow und die neun zum Gemeindebesuch von Thorsten Frei gekommenen Gemeinderäte einige Entwicklungen kritisch: Die stetig erforderliche Aufbau der Infrastruktur belaste den Haushalt immer mehr. Selbst als vermeintlich wohlhabende Gemeinde sei es inzwischen schwierig, den Haushalt ausgeglichen darzustellen.
Abgesehen davon, dass Städte und Gemeinden ihre Hausaufgaben ordentlich machen müssen, meinte Thorsten Frei, dass der Bund die Kommunen nicht im Stich lasse, wie es jüngst mit dem Verzicht auf den Gewerbesteueranteil in der Corona-Krise auch der Fall gewesen sei: „Wir werden immer darauf achten, dass Kommunen auskömmlich ausgestattet werden, um ihren Aufgaben nachkommen zu können, da hier die meisten öffentlichen Investitionen getätigt werden. Entsprechend wurden die Gelder die vergangenen Jahre kontinuierlich aufgestockt.“
Dies war auch notwendig, denn die Aufgaben der Kommunen, etwa in Bezug auf den Ausbau und Betrieb der Kinderbetreuung in Kitas und Schulen, sind deutlich gewachsen und teuer. Dauerhaft Geld werde man wohl auch für Wartung und Erneuerung digitaler Geräte an den Schulen benötigen, meinte Gemeinderätin Sarah Schneckenburger. Auch hier werde das für die Bildung zuständige Land, so Thorsten Frei, den Sachkostenzuschuss deutlich anheben müssen. Dies dürfe nicht allein Aufgabe der Kommunen werden.
Abgesehen von den künftigen Finanzierungssorgen können die Tuninger mit der Entwicklung in jüngster Zeit sehr zufrieden sein. Der Breitbandausbau ist längst abgeschlossen, das Feuerwehrhaus wurde modernisiert und erweitert und auch die Schule vergrößert. Letztere ist auch eine Folge des starken Zuzugs in den vergangenen Jahren, durch den Tuningen auf über 3000 Einwohner angewachsen ist. Hierdurch werden Kapazitäten in Kitas wie Schule knapp, der kontinuierliche Ausbau erforderlich, was wiederum die Gemeindefinanzen belastet. Aber nicht nur, auch das Bauland wird knapp, nachdem das jüngste Gebiet „Eckritt“ mit 80 Plätzen in nur wenigen Jahren bereits komplett belegt ist.
So befasst man sich aktuell verstärkt mit einem Baulückenmanagement im Bestand. Ein gutes Beispiel, das zum Abschluss des Besuchs besichtigt wurde, ist das Projekt Marielehaus. Hier entstehen zwei Arztpraxen und zahlreiche Wohnungen in zwei Gebäuden mit Tiefgarage. Weitere werden folgen müssen, denn auch hier sei die Nachfrage nach Wohnungen groß, obwohl sich der Bau erst im Rohbau befindet. Thorsten Frei bestärkte Bürgermeister wie Räte, den aktuellen Boom anzunehmen. Er habe als OB in Donaueschingen auch schon Stillstand in den Baugebieten erlebt, was für eine Kommune mit Blick auf den demografischen Wandel nicht gut sei.
