Geht es um Naturschutz, treffen stets viele Interessen aufeinander: Landwirte sehen sich beispielsweise in der Nutzung ihrer Felder eingeschränkt und durch die Ausweisung von Baugebieten geht unwiederbringlich Natur verloren. Umweltorganisationen und Naturschutzverbände setzen sich entsprechend für schonenden Umgang und sparsamen Flächenverbrauch ein und fordern zur Kompensation für Flächenverluste die Aufwertung von freien Flächen. Zu den Akteuren zählt der Naturschutzbund, der bei seiner Arbeit allerdings auf radikale Forderungen verzichtet, sondern mehr auf ein kooperatives Miteinander setzt.
„Aus diesem Grund schätze ich Ihre Arbeit sehr“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei bei einem Treffen mit Jörg-Andreas Krüger, dem Präsidenten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Thomas Körner (Geschäftsführer des NABU Bezirksverbands Donau-Bodensee sowie dem NABU-Kreisvorsitzenden Thomas Schalk in Donaueschingen und Beckhofen im Brigachtal. Als gutes Beispiel wird das Naturschutzgroßprojekt Baar gesehen, das vom Bund zu 75 Prozent und vom Land zu 15 Prozent bezuschusst wird und 4300 Hektar umfasst. Bei Beckhofen sind auf einer alten Stromtrasse im Wald bereits positive Auswirkungen des 2013 von den Landkreisen Tuttlingen und Schwarzwald-Baar lancierten Projekts zu sehen, die Thomas Schalk anhand des Freihaltungszieles des unbewaldeten Streifens und auch der hier bestehenden Schmetterlingsvielfalt exemplarisch zeigte.
Man mute den Landwirten bei solchen Projekten sicherlich einiges zu, gestand Jörg-Andreas Krüger. Schließlich gehe es um deren Produktionsflächen. Aber jeder erkenne, dass die Überproduktion mit all ihren negativen Begleiterscheinungen keine Zukunft habe. Andererseits leiste die Landwirtschaft allein durch die Landschaftspflege und die auch für die Düngung unentbehrliche Tierhaltung geldwerte Vorteile für die Gesellschaft. „Hierfür sollten die Landwirte entlohnt werden und nicht allein für ihre Produkte“, forderte Krüger. Finanziell sei dies angesichts vieler Subventionsmilliarden für die Landwirtschaft aus dem EU-Haushalt möglich. „Dann kann man Landwirte auch für Projekte gewinnen, wenn es beispielsweise um die Ausweitung von Moorlandschaften geht, die beim Klimaschutz durch ihre enorme CO2-Speicherfähigkeit eine große Rolle spielen werden.“
Kritik übten die Naturschützer auch gegenüber der Verlängerung des § 13 Baugesetzbuch, der es den Kommunen einfacher macht, Bauland in Randbereichen auszuweisen. Dies sei eine Einladung zum Flächenverbrauch, klagte Thomas Schalk. Hier entgegnete Thorsten Frei, dass man angesichts der Wohnungsknappheit den Kommunen Entwicklungsmöglichkeiten geben müsse. Dagegen sprachen sich die NABU-Vertreter grundsätzlich auch nicht aus, aber die Kommunen seien einfach noch zu großzügig. „Wenn von einem Hektar Bauland gesprochen wird, gehen tatsächlich über die Erschließung und Flächen um die Häuser fünf Hektar für die Natur verloren.“
Auf mögliche Zerstörungen durch künftige Hochwasser müsse man bei Planungen ebenfalls mehr achten, forderte Jörg-Andreas Krüger. Dieses Problem, so Thorsten Frei, sei für die Region nach dem Jahrhunderthochwasser 1990 durch verschiedene Maßnahmen rund um das zentrale Staubecken vor Wolterdingen sehr gut gelöst worden und wirke sich durch die Kapazität im Fall der Fälle pegelsenkend bis Ulm aus.