Thorsten Frei MdB, Martina Braun MdL und Karl Rombach MdL lassen sich digitale Möglichkeiten an der Friedensschule in Schwenningen demonstrieren.
Blickt man auf die ergraute Fassade des 1939 erbauten Gebäudes der Friedensschule in VS-Schwenningen ahnt man nicht, dass hier nicht nur die digitale Zukunft durch die Vernetzung der einzelnen Klassenzimmer mit der Internet-Welt längst begonnen hat. Schulleiter Wolfgang Kneer und sein Kollegium haben mit den 482 Schülern der Grund- und Werkrealschule und der finanziellen Unterstützung der Stadt sogar eine Vorreiterrolle übernommen, wenn es um den digital unterstützten Unterricht geht. Diesen Status würde die Schule gerne mit Geld aus dem Digital-Pakt von Bund und Land ausbauen, damit die in einer digital immer stärker dominierten Welt aufwachsenden Kinder künftig mit Tabletts und elektronischen Tafeln zukunftsorientiert unterrichtet werden können.
Wie sich die Schule dies vorstellt, zeigten Rektor Kneer und seine Stellvertreterin Dalila Glessner den CDU-Abgeordneten Thorsten Frei MdB und Karl Rombach MdL sowie Martina Braun MdL (Grüne) sowie dem Elternbeiratsvorsitzenden Peter Poschik und der Schulfördervereinsvorsitzenden Petra Käfer in ihrem Modellklassenzimmer, in dem der im Stadtgebiet bislang einzige als Tafel dienende Großbildschirm seit Sommer installiert ist. Mit flinken Handgriffen huscht Dalila Glessner über den Bildschirm, der je nach Klick auf der Bedienleiste am unteren Display-Rand die grüne Farbe der altbewährten Kreidetafel mit Schreib-, Musiknoten-Linien, Mathe-Karos oder das Malblock-Weiß annimmt und per Finger oder Display-Stift beschrieben werden kann. Dann wird noch schnell ein Bild dazu gestellt oder über den PC ein Lehrfilm eingespielt – in dieser kurzen Demonstration wird deutlich, wie sich der Unterricht an den Schulen verändern wird, wenn die erhoffte digitale Ausrüstung endlich kommt.
Erhofft von den Lehrern deshalb, weil sie merken, wie motiviert Schüler mit den digitalen Medien ans Werk gehen und welch‘ große pädagogischen Möglichkeiten sich auftun. „Der Unterricht wird nicht mehr so sein wie noch vor fünf oder zehn Jahren“, macht Rektor Wolfgang Kneer die bevorstehende didaktische Revolution deutlich. Mit den technischen Möglichkeiten könne man etwa den Kindern individuell zugeschnittene Aufgaben auf die Tabletts spiegeln und diese gezielt fördern. Unterrichtsinhalte bleiben zudem gespeichert und werden per Schwamm nicht von der Tafel gewischt. Lehrinhalte können, anders als Schulbücher, permanent angepasst werden.
Die drei Abgeordneten zeigten sich zuversichtlich, dass Schulen mit einer entsprechenden Konzeption bald vom Digital-Pakt und den damit verbundenen 5,5 Milliarden Euro vom Bund profitieren können, „auch wenn die direkte Förderung durch die angepeilte Grundgesetz-Änderung von einigen Ländern im Bundesrat nicht mitgetragen wurde und jetzt im Vermittlungsausschuss nach einem alternativen Weg gesucht werden muss“, meinte Frei. Er stellte auch klar, „dass Bildung weiterhin Ländersache bleiben sollte.“ Er forderte aber auch, dass diese sich zu gleichen Teilen finanziell am Digital-Pakt beteiligen.“ Bund, Ländern und Kommunen gehe es jetzt verhältnismäßig gut, weshalb man nun auch entsprechend handeln sollte, um in der Digitalisierung der Schulen endlich voranzukommen. Karl Rombach wie Martina Braun stützten diese Ansicht. Allerdings dürfe man, so Rombach, die Folgekosten nicht aus den Augen lassen. Die Technik veralte schnell oder gehe auch mal kaputt. „Dann muss Geld für Ersatz vorhanden sein, sonst bringt das alles nichts.“
Harald Petzing von der „L.O.T.T.A.-Projekt-Beratung aus Nordrhein-Westfalen, die die Stadt Villingen-Schwenningen schon seit einiger Zeit in Sachen Schul-Digitalisierung berät, hält den Zeitpunkt ebenfalls für günstig, den „digitalen“ Rückstand deutscher Schulen im europäischen Vergleich auszugleichen. Man sollte bei der Ausstattung aber darauf achten, dass man lieber einzelne Schulen komplett ausstatte und nicht per Gießkanne das Geld verteile. „Nach und nach zukaufen bringt nichts, weil die Technik sehr schnell voranschreite und nicht allzu lange kompatibel ist“. Auch auf einen guten und schnellen Service sollte man neben Technikausstattung und Lehrerausbildung für einen reibungslosen Technikeinsatz achten.
Digital-Pakt
5,5 Milliarden in fünf Jahren will der Bund für die Digitalisierung der Schulen ausgeben. Rein rechnerisch bedeutet dies für jede der 40 000 Schulen ein Betrag von 137 000 Euro oder 500 Euro pro Schüler (11 Millionen Schüler). Von 1,5 Millionen Klassenzimmern in Deutschland sind derzeit lediglich 400 000 technisch gut ausgestattet.