Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit der ehrenamtlichen Betreuer sowie rechtliche Betreuungsfragen standen im Mittelpunkt des Gespräches von Thorsten Frei mit Wolfram Fackler, dem neuen Geschäftsführer des SKM Schwarzwald-Baar e.V., sowie dem Vereinsvorsitzenden Josef Vogt. Beide machten aus eigenen Erfahrungen deutlich, dass die Pandemie bereits deutliche Spuren hinterlassen habe: „Den Menschen fehlen die gemeinschaftliche Treffen, Begegnungen in der Öffentlichkeit und durch das Tragen der Schutzmasken ist auch die Kommunikation, etwa mit Schwerhörigen, schwieriger oder fast unmöglich geworden. Viele ziehen sich merklich zurück und in die Heime kommen wir aktuell nicht hinein“, sagte Josef Vogt.
Rund 130 Ehrenamtliche unterstützen den Verein und rund 70 davon sind als rechtliche Betreuer derzeit in der Region für rund 170 Menschen aktiv, die nicht auf die Unterstützung von Angehörigen zurückgreifen können und persönliche Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können. „Unter diesen Umständen sind diese Leistungen nicht hoch genug anzuerkennen. Die Schilderungen machen aber auch deutlich, dass hier über das Ehrenamt sehr viel für den Zusammenhalt der Gesellschaft getan wird, wir aber in der aktuellen Situation aufpassen, dass diese Strukturen nicht kaputtgehen“, machte Thorsten Frei deutlich.
Über eine höhere Aufwandspauschale könne man möglicherweise Anreize schaffen. „399 Euro pro Jahr sind für aufwändige Gespräche mit Betreuten und Betreuungsrichtern, die jedes Vorhaben genehmigen müssen, nicht viel, zumal vielfach auch Kosten anfallen, beispielsweise Parkgebühren. Das darf nicht dazu führen, dass man letztlich noch draufzahlt“, meinte Vogt.
Corona sorgt auch für eine erschwerte Fortbildung und Rekrutierung von neuen Betreuern. Aktuell sei man noch mit einer ausreichenden Zahl an Betreuern versorgt. Doch Fluktuation gebe es immer, aber an neue Freiwillige sei durch die Kontakteinschränkungen schwer heranzukommen. „Auch die teilweise notwendige Ausrüstung mit entsprechender Hardware für Schulungs-Videokonferenzen würden die Vereinskasse aktuell sehr belasten“, meinte Wolfram Fackler.
Viel Arbeit sehen Fackler wie Vogt nun vor den anstehenden Wahlen auf sie zukommen, nachdem nun auch Menschen mit Behinderung wählen dürfen. Hier bestehe viel Redebedarf und Aufklärungsarbeit. „Schließlich soll das erhaltene Wahlrecht in der Praxis nicht zur Farce werden, wenn letztlich möglicherweise andere das Kreuzchen für sie machen“, meinte Vogt.
Auch ein in der Öffentlichkeit wenig beachtetes Problem sprach Vogt an: „Wir dürfen helfen, solange der Betreute lebt. Leider dürfen viele nicht in Würde zeitnah beerdigt werden. Leichname harren oft wochenlang in den Kühlkammern, bis sie bestattet werden. Ist Geld für die Beerdigung da, kommen wir mit dem Todeszeitpunkt nicht mehr dran. Und leider dauert es oft sehr lange, bis sich Angehörige melden, weil es eine Suche von staatlicher Seite nicht mehr gibt.“ Eine pragmatische rechtliche Lösung sei hier erstrebenswert, wünschte sich Vogt.
Abschließend bedankte sich Thorsten Frei für die Fülle an Informationen aus dem Alltagsgeschäft der Betreuungsarbeit: „Von außen betrachtet machen sich viele keine Vorstellung, was rechtliche Betreuung bedeutet und was dieser Verein für die Gesellschaft leistet und dem Staat Geld spart.“