Als Gastredner war Thorsten Frei bei der offiziellen Eröffnung des Bürgerbüros von seinem Böblinger Fraktionskollegen Marc Biadacz eingeladen worden, um über die Chancen und Herausforderungen für die CDU in der Opposition zu sprechen. Thorsten Frei betonte, dass die CDU nach einem unglücklichen Wahljahr 2021 mit großer Einigkeit unter dem neuen Parteivorsitzenden Friedrich Merz wieder auf einem sehr guten Weg zu alter Stärke sei.
„Wir sind keine Ideologen, sondern Pragmatiker. Denn wir wollen nicht immer Recht haben, sondern Lösungen aufzeigen, die den Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen“, betonte Frei vor 200 Besuchern des Sommerfests des CDU-Kreisverbandes, das parallel gefeiert wurde. Und: „Opposition ist nicht Mist, wie es einst mal Franz Müntefering sagte. Zwar können wir nicht gestalten, aber Opposition ist eine Notwendigkeit für eine lebendige Demokratie. Sie bietet uns zudem Chance, große Linien zu ziehen und den Menschen aufzuzeigen, wie sich unser Land in den nächsten Jahren entwickeln könnte, was im täglichen Klein-klein der Berliner Regierungsarbeit so nicht möglich ist.“ Gleichzeitig wolle die Partei im Dialog mit den Menschen solche Zukunftswege erarbeiten. „Daher empfinde ich Opposition nach knapp einem Jahr zunehmend als Chance und Möglichkeit für unsere Partei.“ Dies sagte er aber nicht ohne die von Beifall begleitete Einschränkung: „Lasst uns die Opposition so gut machen, dass die Zeit in der Opposition so kurz wie möglich wird.“
Selbstkritisch fällt Thorsten Freis Rückblick auf 2021 aus: „Nach der Bundestags- und Landtagswahl in Baden-Württemberg waren wir in einer ganz schwierigen Situation. Es kam zum Regierungswechsel, weil wir nicht mehr gut genug waren. Man muss Menschen überzeugen über sein Tun. Das haben wir offensichtlich nicht mehr getan. Politik hat aber den Menschen zu dienen. Wir nutzen nun die Zeit, um ein neues Grundsatzprogramm für die kommenden Jahre zu entwickeln, das unsere Ziele für eine erfolgreiche Zukunft für unser Land klar aufzeigt.“ Ein gutes Programm reiche allein aber nicht: „Dazu braucht es glaubwürdige Köpfe, die die Inhalte verkörpern.“
Zur aktuellen Krise meinte Thorsten Frei, dass man Putin nicht walten lassen dürfe, sonst werde er auch die nächsten Jahre keine Ruhe geben. Das habe leider mit über sieben Prozent Inflation sowie mit der Energie- und weltweiten Nahrungsmittelknappheit einen hohen Preis. Hier steuere die Regierung zu wenig entgegen. „Die Regierung hat es jetzt gewiss nicht leicht, aber wenn europaweit für die Nahrungsmittelsicherheit mehr Getreide angebaut werde, wäre dies auf unseren Brachen auch machbar gewesen, wenn die Regierung nur gewollt hätte.“ Nichts anderes sei es mit der verstärkten Nutzung von Biogas oder der Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Mit ideologischen Scheuklappen sei die Krise allerdings nicht gut zu meistern, sondern mit pragmatischen Lösungen.