Die gute Konjunktur der vergangenen Jahre macht sich aktuell für jeden Verkehrsteilnehmer deutlich: überall wird gebaut. Über die aktuellen Straßenbauprojekte und -pläne unterhielt sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei bei einem Besuch in Freiburg mit Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Mit dabei waren Claus Walther, Abteilungspräsident Straßen und Verkehr, sowie Peter Spiegelhalter, Leitender Baudirektor in der Außenstelle Donaueschingen. Einig war man sich, dass noch mehr Baustellen und Baufortschritte derzeit weniger an den Bundesgeldern scheitern als an den Planungs- und Baukapazitäten.
Neun Projekte wurden bei der Zusammenkunft im Basler Hof besprochen:
B523 (Lückenschluss bei Villingen-Schwenningen):
Nur 5,5 Kilometer lang ist der Lückenschluss zwischen der B33 in Richtung Mönchweiler und St. Georgen und der A81. „Die Interessen sind hier nicht synchron. Es handelt sich hier nicht um eine typische Umfahrung, weshalb Villingen-Schwenningen sich hierfür auch lange nicht verkämpfte, aber für umliegende Gemeinden ist diese Ost-West-Verbindung zwischen A5 und A81 enorm wichtig“, beschrieb Thorsten Frei die Lage. Deshalb müsse diese Verbindung auch eine schnelle sein. In ihrem Hause prüfe man derzeit alle Ausbaumöglichkeiten, um eine kostengünstige und zügige Umsetzung zu ermöglichen, meinte Bärbel Schäfer. Es könne auch durchaus sein, dass nicht jede querende Straße einen Anschluss erhalte. Hier würden anstehende Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium sicherlich neue Erkenntnisse bringen.
B27 (Donaueschingen-Hüfingen):
Der Ausbau ist bereits weit gediehen. „Der südliche Teil in Richtung Hüfingen wird wohl zum Jahresende mit den Lärmschutzmaßnahmen für Hüfingen fertig und freigegeben“, sagte die Regierungspräsidentin. Die Ausschreibung des nördlichen Teils erfolge zum Jahresende. Die meisten Brückenbauwerke seien hier schon fertig, so dass man mit dem Abschluss Ende 2021 rechnen dürfe.
Bad Dürrheimer Knoten:
50 000 Fahrzeuge täglich an der Abzweigung B27/B33 bei Bad Dürrheim sprechen eine deutliche Sprache. Entsprechend will man den Knoten mit einer zusätzlichen Abbiegespur aus Richtung Villingen und in Richtung Schwenningen ertüchtigen. Hierfür wird die bestehende Trasse am rechten Rand verbreitert. Aktuell laufen die Planungen, wenn alles komplikationslos funktioniere, könne bereits 2022 mit dem Umbau begonnen werden, so die Regierungspräsidentin. Eine Entschärfung der Abzweigung nach Marbach, die viele Staus produziert, ist in diesem Zuge wegen der querenden Feldweg-Brücke nicht möglich.
Umfahrung Randen:
Die Umfahrung des Blumberger Ortsteils ist in der Planung. Die Notwendigkeit ist wegen eines stellenweise bis zu 50prozentigen Schwerlastanteils gegeben. Der öffentlich bekannten, westlich verlaufenden Vorzugsvariante wurde zugestimmt. Durch Personalengpässe kann es aber bei der weiteren Ausarbeitung der Planung Verzögerungen geben.
Gauchachtalbrücke Döggingen:
Mit dem Baustart für die zweite Brücke rechnet Bärbel Schäfer Ende 2021. Die Ausschreibung werde zum Ende des Jahres erfolgen. Hierfür wurde in einem bundesweiten Pilotprojekt erstmals ein mehrdimensionales Planungs- und Projektmanagementtool eingesetzt. „Man hatte eigentlich erwartet, dass der Bau recht zügig angegangen werden kann, zumal die Planung für die zweite Brücke schon Jahre in der Schublade liegt“, meinte Frei. Aber eine Überarbeitung der Pläne sei durch die lange Zeit seit dem Planfeststellungsverfahren erforderlich geworden, erwiderte die Präsidentin. Insbesondere Fragen des Artenschutzes und der Bauausführung in einem landschaftlich und geologisch schwierigen Gelände haben zu umfangreichen Überarbeitungen geführt. Niemand habe zum damaligen Zeitpunkt mit dem Bau gerechnet, weil man ja sehe, dass der Verkehr an dieser Stelle fließe. Der Bau der Brücke und der vierbahnige Ausbau bis zur Ausfahrt Unadingen bringe aber für alle weiteren Zeitgewinn, Überholmöglichkeiten und zusätzliche Ausweichmöglichkeiten. Besonders erfreut zeigte sich die Regierungspräsidentin über die Möglichkeit ein modernes und zukunftsweisendes Verfahren erstmalig in der Straßenbauverwaltung des Landes etablieren zu können. Kosten: 56,4 Millionen Euro.
Bregbrücke Wolterdingen:
Die 108 Jahre alte Bregbrücke wird aufgegeben. „Wir können dieses Denkmal nicht erhalten“, sagt Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Die Brücke habe unter Schutz gestanden, den man inzwischen aufgehoben habe. Eine Sanierung sei technisch nicht möglich. Wann der Ersatz kommen wird, steht noch nicht fest. Die notwendige Umfahrung auf kurzen Wegen über das Staubauwerk sei jedenfalls fertig, der Weg zum Brückenneubau daher frei, so Schäfer.
Umfahrung Haslach:
Seit vier Jahrzehnten wird die Umfahrung vor allem von umliegenden Gemeinden für einen staufreien Weg Richtung A5 oder in den Schwarzwald gefordert. Im Juni gab nun auch der Haslacher Gemeinderat grünes Licht für eine Bauvariante ohne den vielfach geforderten, aber viel zu teuren Tunnel. „Einen Spatenstich gegen den Willen der Gemeinde hätte es nicht gegeben“, sagte Bärbel Schäfer. Thorsten Frei begrüßt die nun begonnenen Detailplanungen: „Das Nadelöhr hat eklatante Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur der Gemeinden im Oberen Kinzigtal. Es hat schon Firmenumsiedlungen gegeben, weil der Zeitverlust in Haslach einfach zu groß und teuer wurde.“ Kosten für die 3,7 Kilometer: 80 Millionen Euro.
Sommerbergtunnel:
Hausachs Umfahrungstunnel wird für den Sicherheitsausbau mit einem Rettungsstollen und weiteren Sanierungsmaßnahmen zwischen 2022 und 2024 für mehrere Monate eine Belastung für den Verkehr im Kinzigtal werden. „Ohne zeitweilige Sperrungen wird es nicht gehen“, sagt die Regierungspräsidentin, aber man werde versuchen, auf lange Sperrungen zu verzichten. Kosten: 27 Millionen Euro.
Radewegenetz:
Das neunte Projekt ist das Radwegenetz im Land. Bärbel Schäfer machte bei Thorsten Frei Werbung für die Radstrategie des Landes bis 2025. Hilfen bei Planungen und Förderungen des Landes und der EU seien möglich. Diese Förderung mache Radwege, etwa von Hammereisenbach bis zur kalten Herberge finanzierbar.