Migrationsherausforderung Subsahara-Afrika

Zwar sind die Migrationszahlen aus Nigeria seit 2017 in Europa rückläufig. Dennoch ist die größte Volkswirtschaft Afrikas für das Thema Migration in Zukunft entscheidend. Zum einen, wenn es darum geht, die wirtschaftlichen Perspektiven in Westafrika so zu entwickeln, dass weniger Fluchtgründe bestehen. Zum anderen, da sich in Nigeria die Bevölkerung bis 2050 auf dann 400 Mio. Menschen verdoppelt und dann fast die Größe der EU erreicht. Aus diesem Grund befand sich Thorsten Frei in der vergangenen Woche in Nigerias Hauptstadt Abuja und in der Mega-City Lagos, um dort politische Gespräche zur Sicherheit in der Region, zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Migrationsgeschehen zu führen und anschließend die notwendigen Rückschlüsse für Deutschland daraus zu ziehen.
„Nigeria ist ein Land der Widersprüche. In den Städten liegt der Aufbruch und Fortschritt förmlich in der Luft. Andererseits schafft es die Regierung nicht, die Kontrolle über das Land auszuüben und die blutigen Konflikte zu beenden. Auch weil das Militär viel zu schwach ist und Korruption grassiert. Und dann leben da mehr Menschen in völliger Armut als in ganz Deutschland. Insofern wundern mich die verhältnismäßig niedrigen Migrationszahlen in der Nachbarschaft und in Richtung Europa. Dass dies so bleibt, dürfen wir angesichts der bevorstehenden Bevölkerungsexplosion nicht erwarten. Deshalb muss Europa, muss Deutschland die Zusammenarbeit mit Nigeria zur Lösung der bestehenden Probleme intensivieren. Die bestehende Migrationspartnerschaft ist ein guter Ansatz, der aus meiner Sicht aber nicht ausreicht. Die Menschen brauchen Sicherheit und berufliche Chancen. Beides muss vor Ort entwickelt werden. Deutschland kann auch angesichts des Rohstoffreichtums sicherlich noch viel mehr investieren und leisten. Und parallel dazu müssen wir den EU-Außengrenzschutz verbessern, falls es doch zu größeren Bewegungen kommt“, lautet das Fazit von Thorsten Frei zu seiner Nigeria-Reise.
Während des fünftägigen Programms, das im Zusammenwirken mit der Konrad Adenauer Stiftung organisiert wurde, besuchte Frei die Internationale Organisation für Migration in Nigeria, die Vertretung der deutschen GIZ, die EU-Delegation und den Sitz der EOCWAS-Kommission. Außerdem führte er zahlreiche Gespräche, u.a. mit  der deutsche Botschafterin und dem Generalkonsul, den Vorsitzenden des Verteidigungs- und des Innenausschusses im nigerianischen Parlament, mit Transparency International sowie mit Vertretern der Wirtschaft, des Digitalsektor, aus dem Finanzsektor und dem Bereich der Kommunalpolitik.
Nigeria steht vor gewaltigen Herausforderungen. Seit etlichen Jahren werden drei größere Konflikte mal mehr und mal weniger offen im Land ausgetragen. Dazu kommen starke Umweltzerstörungen im Nigerdelta. Und trotz eines spürbaren wirtschaftlichen Wachstums und gigantischer Rohstoffvorkommen leben in Nigeria die meisten Menschen in existenzieller Armut. 87 Millionen Einwohner müssen mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen.