„Mehr Geld für sozialen Wohnungsbau“

Die Prognosen für den Landkreis in der alternden Gesellschaft Deutschlands waren vor wenigen Jahren noch ernüchternd. „Ein Meinungsforschungsinstitut hat vor zehn Jahren ein düsteres Bild für den Schwarzwald-Baar-Kreis gezeichnet. Danach hatte man das Gefühl, dass hier bald die Lichter ausgehen würden. Tatsächlich haben die Kommunen der Baar eine unheimliche Dynamik entwickelt“, meinte Thorsten Frei MdB beim Gespräch mit der Geschäftsführung der Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (wbg), das auf Einladung des CDA-Kreisvorsitzenden Gottfried Schmidt zustande kam. Aus dieser Entwicklung rage Villingen-Schwenningen noch heraus, meinte Schmidt, entsprechend knapp sei der Wohnraum generell und speziell Finanzschwächere sehr teuer geworden. Hier müsse die Politik gegensteuern, forderte Schmidt.
Die Bundesregierung habe diese Entwicklung, die man in früheren Jahren lediglich in Groß- und Universitätsstädten beobachtet habe, erkannt und entsprechend gehandelt: „Entgegen der Planung, 2019 aus dem sozialen Wohnbau auszusteigen und diesen den Ländern zu überlassen, will der Bund zusätzliche zwei Milliarden in den Jahren 2020 und 2021 investieren. So sollen bis dahin 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen“, meinte Thorsten Frei. Über das neue Baukindergeld – bei drei Kindern immerhin 36 000 Euro in zehn Jahren – soll die schwache Eigentumsquote im Land deutlich erhöht werden. „Wir müssen natürlich auch dafür sorgen, dass diese Förderungen nicht wirkungslos bleiben, wenn das Bauen durch immer neue Bauvorschriften ständig noch teurer wird.“
Diese Befürchtung teilt auch Rainer Müldner, der Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft, an der die Stadt über 98 Prozent Anteile hält: „Begrünte Dächer oder überdachte Fahrradabstellplätze sind sicher sinnvoll, machen das Bauen aber unnötig teurer.“ Müldner reihte mit der Niedrigzinsphase, ausgelasteten Handwerksbetrieben oder höheren Baustoffpreisen weitere Preistreiber aus, dennoch könne die wbg noch neuen Wohnraum für rund fünf Euro Miete pro Quadratmeter anbieten. Noch, denn der Druck auf dem Wohnungsmarkt in Villingen-Schwenningen habe deutlich zugenommen: 5000 Einwohner mehr seit 2011. Das bedeute rund 2500 Haushalte mehr, aber nur 1155 neue Wohnungen in diesem Zeitraum. „Wir haben einen Wohnungsmangel, aber noch keine Wohnungsnot“, konstatierte Müldner. Dadurch seien die Mieten am Markt innerhalb der letzten drei Jahre von 6,30 auf durchschnittlich 7,10 Euro pro Quadratmeter angestiegen. „Mit 1100 Euro pro Quadratmeter sei der Erwerb von Eigentum aber immer noch bezahlbar. In Ravensburg liegt der Quadratmeterpreis bereits bei 2400, in Konstanz gar bei 3200 Euro. Mit neuen Projekten wie „SperberFair“ im Stadtbezirk Villingen sowie der Bewerbung für das Kasernenareal Mangin will man neuen und auch bezahlbaren Wohnraum schaffen, obwohl man hier bereits mit 2000 Euro/Quadratmeter und damit 350 Euro mehr als beim mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichneten Projekt „NeckarFair“ kalkulieren müsse.
Von den günstigen Mietpreisen profitiert etwa auch die Caritas, die Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen Wohnungen anbieten kann. Dieses Stück Selbstbestimmung sei für die Menschen sehr wichtig und ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Caritas, meinte deren Vorstandsvorsitzender Michael Stöffelmaier bei der Besichtigung mit Thorsten Frei.