Im Gespräch über Migration mit dem Caritas-Vorstandsvorsitzenden Stöffelmaier

Mit dem Caritas-Vorstandsvorsitzenden Michael Stöffelmaier sprach Thorsten Frei über die aktuellen Probleme im Sozialbereich. Dabei ging es unter anderem um die Migration von Pflegekräften, den zu langen Warteprozess bei den Konsulaten für die notwendigen Arbeitsvisa und die schnellere Anerkennung von Ausbildungen. Thema waren auch die knappen Kräfte, vor allem im Hilfskräftebereich. Dazu betonte Frei, „dass wir hierfür angesichts der hohen Zahl an arbeitsfähigen Menschen ohne Arbeit im Land keine Migration brauchen“.
Beim inzwischen in allen Branchen knapp gewordenen Personal wird neben einer zunehmenden Automatisierung in der Zuwanderung ein Lösungsweg gesehen, wenn Arbeit über Maschinenhilfe kompensiert werden kann. In der Pflege ist der Migrationsanteil inzwischen besonders hoch. Bei der Caritas schätzt Stöffelmaier für seinen Geschäftsbereich Schwarzwald-Baar-Kreis den Anteil der Belegschaft mit Migrationshintergrund inzwischen auf 50 Prozent. Und die Caritas bemüht sich mit internationalen Kooperationen um weitere Zuwanderung, um den Notstand in der Pflege zu lindern. „Wir haben seit einigen Jahren beispielsweise eine Kooperation mit einer Schule in Vietnam, die Deutschunterricht anbietet. In diesem Jahr erwarten wir aus dieser Schule zwölf neue Mitarbeiter.“ Die Schule und Deutschland seien für junge Menschen sehr attraktiv, weil die vietnamesische Gesellschaft im Schnitt sehr jung sei und nicht alle in den eigenen Arbeitsmarkt integriert werden könnten.
Sehr zuverlässig laufe in Vietnam auch die Zusammenarbeit mit dem Konsulat, das sei beispielsweise im weiteren Kooperationsland Togo sehr problematisch. „Die Konsulate sind zweifelsohne in den meisten Ländern der Flaschenhalt. 25 000 Arbeitsvisa im Jahr werden aktuell erteilt, aber mindestens 45 000 stehen in der Warteschleife. Mit dieser niedrigen Zahl ist uns nicht geholfen. Da sind wir weit entfernt von dem, was wir letztlich brauchen“, sagte Frei.
Einer Meinung waren Stöffelmaier und Frei in Sachen Anerkennung von Qualifikationsnachweisen. Das dauere einfach zu lange und die Regierungspräsidien würden sehr unterschiedlich agieren. „Im Krankenhausbereich geht die Anerkennung zudem viel schneller als in der Altenpflege, obwohl Ausbildung inzwischen generalisiert wurde“, sprach Stöffelmaier eine der Eigentümlichkeiten an.
Gesprochen wurde abschließend auch über die sehr teuer gewordene Pflege und die hohen Standards für Pflegeheime. Thorsten Frei meinte, dass man an der Schraube der Anforderungen aus Kostengründen nicht endlos weiterdrehen könne. Das Beispiel des beliebten Villinger Pflegeheims St. Lioba, das wegen nicht erfüllter Standards vor dem Aus stehe, verstehe in der Stadt keiner. Dem pflichtete Stöffelmaier bei: „Wenn wir an neuer Stelle bauen und dann umziehen, wird der Pflegeplatz 1000 Euro im Monat mehr kosten. Wer soll sich das noch leisten können?“