Im Austausch mit Ricosta-Geschäftsführer Ralph Rieker

Mit Ralph Rieker, Geschäftsführer und Gesellschafter des bekannten Kinderschuhherstellers Ricosta, hat sich Thorsten Frei am Unternehmenssitz in Donaueschingen über die Lage für die deutsche Industrie und den Einzelhandel ausgetauscht.
2022 sei für Ricosta, noch unter Coronaeinflüssen, ein Rekordjahr gewesen, wofür der Geschäftsführer auch eine Erklärung hat: „Aus Asien ist angesichts der unterbrochenen Lieferketten kaum noch Ware nach Europa gekommen. Zu dieser Zeit haben wir uns vor Bestellungen kaum noch retten können. Mit dem verzögerten Eintreffen der bestellten Ware aus Fernost gab es plötzlich sehr hohe Lagerbestände und keine Bestellungen mehr.“ Aber dies sei nicht der einzige Grund für den Rückgang. Eine Reihe von Großkunden sei in der Corona-Phase in die Insolvenz gegangen, auch selbstverschuldet, weil sie staatliche Hilfen falsch eingesetzt hätten und dann den Rückzahlungsaufforderungen nicht mehr nachgekommen konnten. Spurlos sei diese Entwicklung an Ricosta nicht vorbeigegangen. 2023 werde auch angesichts der Kaufzurückhaltung in unsicheren Zeiten ein sehr schlechtes Jahr für den Kinderschuhhersteller.
Hier waren sich Ralph Rieker wie Thorsten Frei einig, dass die Bundesregierung mit ihren Entscheidungen zu dieser Entwicklung beigetragen habe. „Wenn die Menschen plötzlich über das Gebäudeenergiegesetz vor enormen finanziellen Herausforderungen stehen, hat das schon Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Dann wird nicht oder eben das günstigere Produkt gekauft“, konstatierte Rieker. Auch eine verfehlte Energiepolitik mit deutlich höheren Produktionskosten wirke sich auf allen Ebenen negativ aus, fügte Frei hierzu.
Schwer zu schaffen mache den Unternehmen die zunehmende Bürokratie. Alles müsse im Übermaß dokumentiert werden. Das blähe die Verwaltungen in den Unternehmen auf und mache die Produkte immer teurer, meinte Rieker. Auch Thorsten Frei forderte hier eine Umkehr. Die EU habe sich im Welthandel mit ihren immer höheren Anforderungshürden unattraktiv gemacht, wie die jüngsten Abkommen außerhalb der EU zeigten: „Dann suchen sich die Länder eben andere Partner. Hier müssen wir ein Stück weit umdenken und auch unsere Ansprüche und Anforderungen reduzieren.“