Erster Preis für Appell an die Politik

Der Schülerwettbewerb des Landtags Baden-Württemberg verfolgt die Absicht, junge Leute auf Politik neugierig zu machen und sie zu kritischem und tolerantem Engagement für die Demokratie anzuspornen. Nicht ohne Erfolg, denn jährlich beteiligen sich zwischen 2500 und 4000 Schülerinnen und Schüler aller Schularten. Im vergangenen Jahr reichten 3200 ihre Arbeiten ein und die damals 13-jährige Katharina Hattler aus Weilersbach gewann mit ihrem kritischen Brief an die Abgeordneten des Landtags einen ersten Preis (eine Reise mit weiteren Gewinnern ins norditalienische Trient). Karl Rombach MdL und Thorsten Frei wollten die Schülerin kennen lernen, die sich bereits in jungen Jahren überraschend intensiv mit Politik beschäftigt. In einem Pressegespräch am Montag im Wahlkreisbüro in Villingen erläuterte sie den beiden, weshalb sie den Eindruck gewonnen habe, dass die Politik die Jugend ignoriert.
„Zukunft mit/ohne Jugend?!“ hatte die inzwischen 14-jährige Katharina Hattler ihren Brief betitelt und der Politik unterstellt, dass diese eigentlich für das Volk gemacht, nicht aber immer in gut verständlicher Sprache vermittelt werde. So wecke man kein Interesse, verliere Jugendliche eher an extreme Gruppierungen, die mit einfachen Parolen punkten würden. Außerdem müsse die Politik neue Wege, etwa über die viel genutzten digitalen Kanäle, finden, um an die Jugendlichen mit ihren Botschaften heranzukommen, „damit Politik beispielsweise mit Musik auf einer Stufe steht“, weil sie auch für die junge Generation wichtig sei.  
Karl Rombach dankte Katharina Hattler für ihr engagiertes Plädoyer, das man zu Recht unter den Preisträgern finde. Man müsse der Jugend Gehör schenken. Umgekehrt sollten die Jugendlichen sich dieses auch verschaffen und nicht alles einfach hinnehmen, forderte der Landtagsabgeordnete.
Als „klaren, pointierten und konstruktiven Beitrag bewertete Thorsten Frei den Brief der  Weilersbacherin. Er stellte aber auch klar, dass in vielen Bereichen der Politik sehr wohl Politik für die Jugendlichen gemacht werde, auch wenn das nicht immer gleich erkenne: „Das Thema Rentenpolitik etwa geht weniger die jetzigen Rentner als die jüngeren Generationen an. Die Umwelt- und Energiepolitik ist entscheidend für die nachfolgenden Generationen.“ Und wer heute zu viele Schulden mache, bürde den nachfolgenden Generationen schwere Lasten auf. Frei sagte vor den Radio- und Pressevertretern, dass er bei Klassenbesuchen in Berlin die Schüler stets auffordere, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstehen sollten. Er gab aber auch zu, dass man sich in der Politik sehr schnell angreifbar mache, wenn man sprachlich zu deutlich werde.
Beide Politiker wünschen sich generell, dass man die Politik nicht den Politikern allein überlassen dürfe. Jeder sollte sich nach seinen Möglichkeiten einmischen und zum politischen Prozess in einer dann funktionierenden Demokratie einmischen.