Die Bundesregierung will das Staatsbürgerschaftsrecht reformieren und damit doppelte und mehrfache Staatsangehörigkeiten für alle zum Normalfall machen möglich. Dies führt zu teils kontroversen gesellschaftlichen Diskussionen. Wird der deutsche Pass verramscht? Ist die Neuerung längst überfällig? Moderatorin Eva Schulz diskutierte diese und weitere Fragen mit Thorsten Frei, Nina Moghaddam, Fernsehmoderatorin mit iranischem und deutschem Pass, und Dr. Özgür Özvatan, Integrationsforscher und Sohn einer türkischen Gastarbeiterin.
Frei selbst betonte in der Sendung, dass er die Reformpläne der Ampel ablehne und nannte dafür verschiedene Gründe. Zum einen habe Deutschland schon heute ein vergleichsweise liberales Staatsbürgerschaftsrecht, das kaum Wünsche offen ließe. Vielmehr komme es für ihn auf andere Dinge an, wenn es darum geht, Deutschland als Einwanderungsland attraktiver zu machen. Dies betreffe die schleppende Bürokratie oder fehlende Digitalisierung oder die begrenzten Ressourcen am Wohnungsmarkt bzw. in Schulen. Ganz zentral sei für ihn aber auch das Bekenntnis zu Deutschland, das mit mehrfachen Staatsbürgerschaften abnehme, insbesondere dann, wenn man sich bestimmten Pflichten entziehen könne. Unabhängig davon sieht er auch die Verkürzung der Fristen als unsachgemäß, da nach nur drei Jahren Integration nicht abgeschlossen sein könne. Entscheidend sei jedoch Sprache als Schlüssel für den Erwerb der Staatsangehörigkeit. Unter diesem Gesichtspunkt ist kritisch zu sehen, dass Angehörige der Gastarbeitergeneration, die nach mehreren Jahrzehnten im Land noch immer kein Deutsch sprechen, trotz fehlender Kenntnisse den deutschen Pass bekommen sollen.
Die Sendung können Sie hier noch einmal ansehen:
https://www.ardmediathek.de/video/deutschland3000-die-woche-mit-eva-schulz/doppelte-staatsbuergerschaft-fluch-oder-segen-fuer-die-integration/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4NjY0ODM