Beim turnusgemäßen Besuch von Thorsten Frei bei Landrat Frank Scherer in Offenburg dominierten die Reform der Kliniklandschaft im Ortenaukreis, die Umfahrung Haslach, der Glasfaserausbau und der Ausbau von ÖPNV (Bus und Schiene) das Gespräch.
„Das Problem mit den roten Zahlen in kleineren Krankenhäusern haben wir in allen Landkreisen. Ein Konzept mit vier Standorten, Kompetenzzentren und einem neuen zentralen Klinikum in Offenburg macht Sinn“, bekräftigte Thorsten Frei die Haltung von Landrat Frank Scherer in der viel diskutierten Krankenhausdebatte. „Diese Diskussion hatten wir im Schwarzwald-Baar-Kreis auch. Und natürlich haben sich die Menschen den Erhalt der Standorte St. Georgen oder Furtwangen gewünscht. Aber der medizinische Fortschritt mit aufwendiger Medizintechnik macht eine Konzentration erforderlich, um den Betrieb wirtschaftlich darstellbar zu erhalten“, begründete Frei die im Schwarzwald-Baar-Kreis nun schon Jahre zurückliegende strukturpolitische Entscheidung.
Und noch ein weiteres Argument spricht für größere Kliniken: „Ich freue mich sehr, dass das Krankenhaus in Wolfach für meine fünf Wahlkreisgemeinden im Oberen Kinzigtal erhalten bleibt. Ich sehe aber auch, wie schwer es ist, geeignetes medizinisches Personal für Wolfach zu gewinnen. Vielfach gelingt dies nur mit ausländischen Kräften“, meinte Frei. Hier hofft Landrat Scherer auf einen Sicherstellungszuschlag über den hierfür zuständigen Gemeinsamen Bundesausschuss, um wenigstens finanziell Anreize pro Wolfach bieten zu können.
Zufrieden zeigten sich beide, dass es beim B33-Nadelöhr Haslach endlich etwas vorwärts geht. Eine erste Planung liegt vor und wird demnächst der Bevölkerung seitens des Regierungspräsidiums Freiburg vorgestellt. „Die Straße muss mit Blick auf die vielen Unternehmen im Oberen Kinzigtal, deren Transporte hier sehr viel im Stau stehen, unbedingt gebaut werden. Dass beispielsweise Streit Service & Solutions mit dem Logistikzentrum nach Gengenbach zieht, bedauere ich sehr, unternehmenspolitisch kann ich es verstehen.“
Nach der erfolgten Neuausschreibung für das Glasfaser-Backbone-Netz im Ortenaukreis erhofft sich Landrat Scherer einen deutlichen Schub. Man habe nach dem Rückzug noch Glück gehabt, dass die Telekom von sich aus in den vergangenen vier Jahren einiges erschlossen hat und die Zahl der Häuser mit weniger als 30 Mbit/s von 50 000 auf 10 000 gesunken ist. „Das ist privat akzeptabel. Für Unternehmer natürlich zu wenig“, sagte Scherer. Für den 5G-Ausbau bedürfe es aber einer nationalen Strategie mit Blick auf den Kunden. „Der unzureichende 4G-Ausbau lehrt uns, dass es allein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht funktioniert.“ Man müsse im Ausbau unbedingt aufs Tempo drücken, so Frei, damit man wirtschaftlich im internationalen Vergleich nicht ins Hintertreffen gelange.
Gut findet Thorsten Frei die Idee des Landrats mit Blick auf die Mobilität der Zukunft, neben einem dichteren ÖPNV auch stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren und auch den grenzüberschreitenden ÖPNV zu forcieren, damit die vielen französischen Einpendler auf Bus und Bahn umsteigen können.