Der starke heimische Mittelstand liegt Thorsten Frei sehr am Herzen. Sehr wichtig ist ihm in der aktuellen Krise das Instrument der Kurzarbeit, das tausenden Angestellten den Arbeitsplatz sichert und den Unternehmern hilft, die Belegschaft zu halten und ein schnelles Durchstarten jederzeit ermöglicht.
Nach der Krise 2008/09, als man erstmals flächendeckend die Kurzarbeit zur Sicherung von rund 1,5 Millionen Menschen eingesetzt hatte, scheint die Kurzarbeit auch dieses Mal wieder zu wirken. Dies wurde im Gespräch mit Thomas Bleile, dem Ersten Bevollmächtigten der IG Metall in Villingen-Schwenningen, deutlich. „Wir hatten einige Betriebe mit mehreren Wochen Stillstand, bei denen sich die Auftragslage wieder verbessert hat. Ein Betrieb stand gar neun Wochen still. Aktuell ist dieser wieder zu 90 Prozent ausgelastet. Ohne Instrument Kurzarbeit wäre dies nicht möglich“, stellte Bleile fest.
Gut finde er auch, dass die Betriebe weiter auf eine hohe Ausbildungsquote setzen: „Lediglich zwei von 80 betreuten Betrieben wollen weniger ausbilden.“ Thorsten Frei meinte hierzu, dass angesichts des demografischen Wandels und des daraus resultierenden Arbeitskräftemangels in den jüngsten Jahren ein Sinneswandel stattgefunden habe: „Wer ausbildet, hat inzwischen deutlich größere Chancen, seinen Facharbeiterbedarf zu decken.“
Bleile und Frei hoffen natürlich, dass sich die Wirtschaft weiter stabilisieren wird und eine zweite Corona-Welle ausbleibt. „Schon auf die erste Welle haben die Betriebe mit Arbeitszeit- und Schichtverschiebungen sehr gut reagiert, um interne Kontakte zu minimieren. Schließen mussten sie dennoch, weil die Lieferketten unterbrochen wurden“, sagte Thomas Bleile. Ein Aufschwung würde möglicherweise auch viele Unternehmen im Herbst vor der Pleite retten, wenn die Insolvenzantragspflicht ab Oktober wieder in Kraft treten sollte. Eine Verlängerung der Aussetzung sei zwar in der Diskussion, so Thorsten Frei. Unumstritten sei diese aber nicht, da die Volkswirtschaft auf Dauer unter „blutleeren Firmen“ leide und man Probleme nur verschiebe. Bleile wünscht sich im Falle eine drohenden Insolvenz den frühen Kontakt von Unternehmen zur IG Metall: „Frühzeitige Gespräche sind wichtig, um gemeinsam nach Lösungen für einen Unternehmenserhalt zu finden. Der Verzicht auf Urlaubsgeld oder die Verschiebung um einige Monate könne manchmal schon helfen, den Liquiditätsengpass zu entschärfen.
Positiv stehen Frei und Bleile der durch Corona verstärkten Arbeit im Homeoffice gegenüber. Diese Möglichkeit biete neue Chancen, habe aber auch seine Grenzen. „100 Prozent daheim arbeiten, will letztlich aber keiner“, meinte Bleile. Auch Frei hält den regelmäßigen, persönlichen Kontakt zu den Kollegen als wichtiges Element für ein gutes Betriebsklima und die Arbeitsabläufe in Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund werde man auch in die anstehende Tarifrunde gehen. Schwerpunkte werden man da wohl verstärkt auf Qualifikation und Ausbildung legen. Der Zeitpunkt sei gut dafür, so Bleile.