Deutschland darf sich nicht auf E-Mobilität verengen
Am kommenden Montag findet im Bundeskanzleramt der nächste Automobilgipfel mit den Vorstandsvorsitzenden der deutschen Automobilkonzerne statt. Dazu erklärt der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Thorsten Frei:
In Deutschland ist im Moment viel in Bewegung, was die Automobilindustrie angeht. Vieles ist auf Fehler der Hersteller zurückzuführen. Anderes auf das zu Recht gesteigerte Umweltbewusstsein. Deshalb ist es richtig, dass sich Industrie und Politik zusammensetzen, um ein gemeinsames Konzept für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Schließlich ist die Mobilität gerade bei uns im ländlichen Raum unverzichtbar, um beispielsweise zur Arbeit zu kommen. Individuelle Mobilität ist für mich eine Art Grundrecht. Das Auto spielt dabei eine zentrale Rolle.
Deshalb warne ich vor der Durchsetzung von Absatz-Planzahlen für die Elektromobilität mit der Brechstange. Viel zu viel spricht im Moment noch gegen die Elektroautos. An erster Stelle steht für mich der Preis, den sich nur Enthusiasten und Besserverdiener leisten können und wollen. Die Menschen haben dafür ein sehr gutes Gespür. Das ist ein Grund, warum wir die Wegmarke von 1. Mio. Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 trotz Kaufprämie krachend verfehlt haben.
Weiter geht es mit der aus meiner Sicht im Moment noch verheerenden Umweltbilanz bei der Produktion der notwendigen Akkus. In Verbindung mit anderen Umweltsünden wie etwa der Stromgewinnung aus Kohle ist der Betrieb von E-Autos aus heutiger Sicht erst ab mehr als 150.000 Kilometern umweltfreundlicher als ein normales Auto. Doch welches Auto wird überhaupt so lange genutzt?
Außerdem scheitert die Massentauglichkeit der Autos im Moment noch ganz erheblich an der fehlenden Dichte des Ladenetzes. Es ist unzumutbar, dass Autofahrer ihr Leben nach öffentlichen Ladesäulen ausrichten und auf der Autobahn stundenlang zum Laden anstehen. Hier braucht es öffentliche Anreize für den Ausbau privater Ladesäulen in der heimischen Garage.
Auch wenn die Elektromobilität in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, ist sie im Moment noch lange nicht der viel beschworene Heilsbringer. Deshalb halte ich überhaupt nichts von einem Verbot von Verbrennungsmotoren.
Dabei denke ich auch an die vielen Arbeitsplätze in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern, die in der Produktion von E-Antrieben wegen deren geringeren Komplexität wegfallen würden. Daran hängen konkrete familiäre Schicksale.
Deshalb bin ich der Auffassung, dass wir uns in Deutschland nicht zu sehr auf Elektroantriebe verengen dürfen. Wir müssen technologieoffen sein und neue Wege erforschen. Das ist schon immer unsere Stärke. Das betrifft beispielsweise die Brennstoffzelle, deren Erforschung wir deutlich stärker fördern müssen. Aber auch den Dieselantrieb dürfen wir wegen seiner sehr guten CO2-Bilanz nicht aus den Augen verlieren. In diesem Zusammenhang sollten wir im Hinterkopf behalten, dass es für Deutschland noch viel schwerer werden dürfte, die Klimaziele zu erreichen, wenn heute mit einem Mal alle Diesel-Fahrzeuge stillgelegt würden. Wir müssen ihn schon deshalb weiterentwickeln, da er noch in vielen Ländern gebraucht wird, die sich eine komplexe Ladeinfrastruktur auch in Jahrzehnten überhaupt nicht leisten können. Insofern sorgt auch ein noch schadstoffärmerer Diesel als die heutigen Modelle für echten Umweltschutz.
Deshalb sollten wir uns wieder auf Fakten konzentrieren und nicht den Diesel dogmatisch verteufeln.