Nur kurz hatte es im Frühjahr des Corona-Jahres 2020 nach einer Schwächephase beim Nassprozess-Maschinenersteller AP&S in Aasen ausgesehen. „Im August hatten wir dann plötzlich den höchsten Auftragsbestand überhaupt“, blickte Geschäftsführerin Alexandra Laufer-Müller beim Besuch von Thorsten Frei im Unternehmen zurück. Dieses Auftragshoch besteht noch bis heute, weshalb auch Geschäftsführer Tobias Bausch davon ausgeht, dass 2021 das umsatzstärkste Jahr in der Firmengeschichte werden wird. Der Jubel wird derzeit allerdings von Materialknappheit und damit verbundenen Preissteigerungen und hohen Stromkosten getrübt.
Thorsten Frei zeigte sich beim Rundgang durch das Unternehmen erstaunt über die Entwicklung: „Obwohl ich AP&s regelmäßig besuche, gibt es immer zahlreiche Veränderungen.“ Und diese werden sich fortsetzen: Erst 2019 wurde das Werk II am Standort in Aasen eröffnet. Ein kleinerer Anbau und eine Überdachung des Hofes sollen bald folgen. Diese Maßnahmen können die Enge in der Produktion aber nicht auflösen. „Deshalb suchen wir für die Produktion eine freie Halle in Donaueschingen“, sagte Alexandra Laufer-Müller. Begleitet wird der Aufschwung von Neueinstellungen. Aktuell zählt AP&S 177 Mitarbeiter.
Die beiden Geschäftsführer stellten beim Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten jedoch weniger die Momentaufnahme des eigenen Unternehmens in der Vordergrund, sondern die turbulenten Marktentwicklungen. Selbst habe man derzeit mit 30 Prozent höheren Materialkosten und sehr langen Lieferzeiten zu kämpfen. Hinzu kämen die hohen Stromkosten in Deutschland als Wettbewerbsnachteil. „Vor allem das Problem mit der großen Nachfrage bei zu kleinem Angebot an Computerchips wird sich so schnell nicht auflösen. Und die Nachfrage wird durch Elektromobilität, den Aufbau von 5G oder Künstlicher Intelligenz in der Industrie rasant weiter steigen“, sagte Laufer-Müller und wünschte sich ein größeres Engagement von Deutschland und Europa bei der Chipherstellung, um unabhängiger von Lieferungen aus Taiwan zu werden, wo heute die Hälfte aller Prozessoren hergestellt werden. Entsprechende Förderungen nicht für große Unternehmen wie für die neue Halbleiterfabrik von Bosch in Dresden, sondern auch für mittelständische Unternehmen seien wichtig, um konkurrenzfähig entwickeln und anbieten zu können: „In der Bosch-Fabrik sind wir nicht zum Zug gekommen, weil die Angebote aus den USA und Japan günstiger waren. Die Fördergelder sind aber nichts anderes als unsere Steuern“, kritisierten Laufer-Müller und Bausch.
Auch den in der Halbleiterindustrie aufstrebenden Länder China oder Südkorea sollte man das Feld nicht überlassen. Dem pflichtete Thorsten Frei bei: „Südkorea ist für uns politisch unproblematisch. Aber die starke Marktstellung Taiwans ist China ein Dorn im Auge, zumal man Taiwan als Teil des eigenen Territoriums betrachtet und schon mehrfach mit einer militärischen Intervention gedroht hat. Dass es noch nicht so weit gekommen ist, haben wir lediglich der Präsenz und Stärke des US-Militärs zu verdanken“, sagte Frei.