Der Medikamenten-Versandhandel boomt, parallel nimmt die Zahl der Apotheken kontinuierlich ab. Zudem fehlen durch den Preisdruck derzeit immer mehr Medikamente in den Regalen. Grund genug für Thorsten Frei, die Lage mit dem jungen Apotheker Frank Klaiber in der Schwenninger Rieten-Apotheke zu besprechen. Klaiber forderte vor allem, dass der Preisdruck auf Medikamente seitens der Krankenkasse von der Regierung genommen werde, um die leeren Regale wieder füllen zu können. Organisiert hatte der CDA-Kreisvorsitzende Gottfried Schmidt das Treffen.
Schmidt ist die zunehmend schlechtere medizinische Versorgung in den vergangenen Monaten und Jahren ein Dorn im Auge und hier vor allem die Rabattverträge der Krankenkassen mit den Herstellern, die letztlich für die leeren Apothekenregale der jüngsten Zeit gesorgt haben. Hier fordert er vom Bundesgesundheitsminister eine Abkehr der bestehenden Praxis.
Thorsten Frei sagte eingangs, dass er regelmäßig vergleichbare Gespräche führe, zuletzt mit Klaibers Vorgänger vor zwei Jahren und in der Niedereschacher Apotheke im vergangenen Jahr. Er sagte auch, dass sich der Markt in den vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert habe. Der Versandhandel sei ein Aspekt, aber auch die Konditionen für Apotheker und somit fürs Personal hätten sich deutlich verschlechtert.
Hierzu lieferte Frank Klaiber auch einige Beispiele. So nehme der bürokratische Aufwand ohne Not deutlich zu. „Die Zahl der Krankenkassen ist hoch, aber jede Kasse stellt unterschiedliche Anforderungen. Folge sind öfter nicht vergütete Rezepteinreichungen wegen minimalen Formfehlern und wir bleiben auf den Kosten sitzen“, meinte Klaiber. Bei seinem Vorgänger seien dies in einem Quartal immerhin rund 3000 Euro gewesen. Aktuell würden manche Krankenkassen zudem vom Apotheker selbst erstellte Medikamente nicht vergütet, obwohl das Gesundheitsministerium ausdrücklich bei Medikamentenmangel auf diese Möglichkeit hinweisen würde.
Für den Engpass würden die Behörden in Deutschland teilweise selbst sorgen: „Das kann an einer kleinen Änderung im Beipackzettel liegen. Bis nach der Korrektur der notwendige Behördenstempel die im Land befindliche Ware freigibt, können Wochen vergehen. So reißen auch Lieferketten“, sagte Apothekenmitarbeiterin Dorit Egert.
Sie beklagte auch, dass Krankenkassen Verwaltungsarbeit an die Apotheken verlagern: „Einige Kassen verlangen vor Abgabe von gewissen Hilfsmitteln eine Rückmeldung. Diese muss digital erfolgen und an Wochenenden ist die Erreichbarkeit schwierig. In dieser Zeit kann ich andere Kunden nicht bedienen und muss die Betroffenen an die Klinik verweisen. Besser wäre, wenn ich Dinge zu einem gewissen Höchstbetrag je nach Notwendigkeit ohne Rückfrage an die Patienten abgeben könnte.“
Durch die ausgedünnte Apothekendichte hat sich aber nicht nur für die Patienten die schnelle Versorgung verschlechtert, sondern auch für die Apotheken, deren Auslieferungsradien sich stetig vergrößert haben. Damit steigen Zeitaufwand und Kosten.
Thorsten Frei betonte, dass die Gesellschaft gerade im Gesundheitsbereich umdenken müsse. Es sei auch aus Kostengründen viel ins Ausland verlagert worden, aber auch die Konditionen für Apotheker und Angestellte müssten verbessert werden. Entsprechend habe die Unionsfraktion im Frühjahr eine neun Punkte umfassende Forderung gestellt. „Wir thematisieren das im Bundestag, eine Umsetzung in der Opposition bleibt aber schwierig.“ Zusammen mit dem jüngsten Protesttag der Apotheker werde aber hoffentlich bald Verbesserungen geben.