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Im Gespräch mit Bauernverbandspräsident Bernhard Bolkart

Über eine Reihe von landwirtschaftsspezifischen Themen hat sich Thorsten Frei mit dem BLHV-Präsidenten Bernhard Bolkart auf dessen Hof in Schonach ausgetauscht. Beide sprachen unter anderem über die zunehmenden Einschränkungen bei der Düngung oder dem Pflanzenschutz, die Rückkehr des Wolfs in den Schwarzwald, extrem teuer gewordene Betriebsmittel sowie auch den sinkenden Bezug der Stadtbevölkerung zu landwirtschaftlichen Erzeugnissen, der dem Berufsstand immer mehr zu schaffen mache.

„Die Anforderungen werden immer größer, genau wie notwendigen Investitionen, die Einkünfte steigen aber nicht, weshalb es sich für viele meiner Kollegen allein schon aus Rentabilitätsgründen nicht mehr lohnt, weiterzumachen“, gab Bernhard Bolkart im Gespräch mit Thorsten Frei zu bedenken. Letzterer sieht diese Entwicklung mit immer neuen Forderungen aus Brüssel und mit Blick auf die Landschaftspflege sowie die regionale Produktion von Lebensmitteln sehr kritisch: „Hört etwa ein Landwirt im Schwarzwald auf, wird die Landschaft mit Bäumen zuwachsen.“

Dabei betonte Bolkart, dass „wir in Baden-Württemberg beispielsweise im Bereich Gewässerschutz in den vergangenen 30 Jahren gute Arbeit gemacht haben. Überall sind die Nitratwerte rückläufig und die ohnehin wenigen roten Gebiete auf der Landkarte sind deutlich kleiner geworden“. Konterkariert wird diese Entwicklung durch die großen Mastbetriebe im Norden, die oft nicht mehr wissen, wohin mit der nitrathaltigen Gülle. Dort sind die Böden stark belastet, weshalb die EU die Grenzwerte weiter herabsetzt. Diese zu erreichen, fällt aber auch den hiesigen Landwirten schwer, weil sie mit enormen Investitionen für neue Ausbringungsmaschinen verbunden sind. Diese könnten, so Bolkart nicht mehr alle stemmen.

Nicht anders sehe es bei den Biogasanlagen aus. Die Vergütungspläne der Bundesregierung würden für viele Anlagen das Aus bedeuten. Die Befüllung der Anlagen sei durch die hohen Energiepreise viel teurer geworden, permanent seien auch Investitionen in die Anlage notwendig. Umgekehrt solle der Ertrag für die gelieferte Kilowattstunde sinken. Das passe, so Bolkart, nicht zusammen. Die von der Regierung geplante Rückzahlung höherer Gewinne, erzielt durch die explodierenden Strompreise in diesem Jahr, würde für viele Anlagen zur Existenzfrage, warnte Bolkart.

Immer beschwerlicher sei auch der Alltag der Bauern durch eine weiter wachsende Dokumentationspflicht geworden, nicht besser sei es mit den permanenten Hofkontrollen. Hier werde von Behördenseite völlig übertrieben.

Ein wachsendes Problem erwarten sowohl Bolkart als auch Frei durch den Wolf. „Ich sehe den Wolf in unserer dicht besiedelten Landschaft als Problem für die Landwirte mit Freihaltung. Mit jedem Riss rechne ich mit einer schärferen Debatte“, sagte Frei. Auch Bolkart plädiert für das Schießen eines Wolfs, wenn er einmal eine Rinderherde angegriffen habe, da das Rind eigentlich nicht zu seinem Beuteschema zähle.

Als Landwirt mit Waldbesitz beschäftigt sich Bolkart intensiv mit dem geplanten Waldumbau hin zu klimaresistenteren Bäumen. Mehr Laubbäume bedeute auch mehr Wildbejagung, die heute schon dem Soll hinterherhinke. „Laubbäume sind vom Verbiss viel stärker bedroht, als die aktuell noch dominierende Fichte. Wird nicht ausreichend bejagt, wird der Waldumbau nicht gelingen“, prognostizierte Bolkart. 

Auch mit einem gesellschaftlichen Problem hätten die Landwirte zunehmend zu kämpfen: „Gerade die Stadtgesellschaft entfernt sich immer weiter von der Landwirtschaft und weiß nicht mehr, wie viel Arbeit hinter jedem Produkt steckt. Viele achten auch nicht darauf, woher die Produkte kommen. Hauptsache billig“, sagte Bolkart, der auch bei der Alltagsarbeit eine abnehmende Akzeptanz gegenüber der Arbeit der Landwirte wahrnimmt.   

Der BLHV-Präsident ärgert sich auch über besondere Pflanzenschutzanforderungen für Vogelschutzgebiete. Wenn etwa Gebiete wie die Baar als Vogelschutzgebiet ausgewiesen sind, gelten noch schärfere Vorgaben. Hier forderte er: „Was fürs gesamte Land gelte, sollte auch hier gelten.“