10 Jahre Babyklappe in Villingen-Schwenningen

Wie groß muss die Verzweiflung junger Mütter sein, wenn sie ihr Neugeborenes nicht haben wollen? Der Beratungsbedarf bei entsprechenden Stellen ist groß. Manchmal gelingt die Überzeugungsarbeit, in anderen Fällen werden Babys zur Adoption freigegeben. Dann gibt es auch noch die Möglichkeit der anonymen oder vertraulichen Geburt in der Klinik, wo die Kinder in andere Obhut wechseln – und Babyklappen für Gebärende, die gänzlich unerkannt bleiben wollen.
Deren Beweggründe sind für Joachim Spitz irrelevant: „Für mich steht seit Beginn an das Kindeswohl im Vordergrund“, blickt der Schwenninger Druckerei-Unternehmer und Pro-Kids-Stiftungsgründer auf seine Initiative zurück, die es nunmehr seit zehn Jahren beim Franziskusheim in der Neckarstraße in VS-Schwenningen gibt. „Seither wurden hier vier gesunde Kinder in der Babyklappe abgegeben. Und ich weiß durch lose Kontakte mit den Adoptiveltern und auch Begegnungen mit den Kindern, dass es ihnen allen sehr gut geht“, sagte er in einer Runde mit der neuen Heimleitung der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, die das Haus zum Jahreswechsel von den Franziskanerinnen von Bonlanden übernommen haben.
Joachim Spitz war mit Pro-Kids-Schirmherr Thorsten Frei MdB gekommen. Beide zeigten sich dankbar, dass die Babyklappe weiterhin am bestehenden Ort bleiben kann. „Die Babyklappe ist für mich eine faszinierende Einrichtung, so wie die gesamte Pro-Kids-Stiftung mit ihren Angeboten. Wo und wie hier geholfen wird, liegt auf der Hand. Aber einer muss es erst machen“, begründete Frei seine Unterstützung.    
„Für uns ist es selbstverständlich, dass wir die Babyklappe hier belassen“, sagte der Boris Stehle, Leiter der Altenhilfe der Stiftung Heiligenbronn. Auch der neue Heimleiter Alexander Bernhard begrüßt die Einrichtung. Man sei schließlich eine christliche Einrichtung und helfe, wo man kann.
Viel leisten muss das Heimpersonal im Fall der Fälle nicht. Mit dem Alarm im Heim betreuen sie das Neugeborene nur wenige Minuten, bis der Rettungswagen eintrifft, der das Kind zur weiteren Versorgung in die Klinik bringt. Dennoch bietet Spitz dem Personal entsprechende Erste-Hilfe-Kurse auf seine Kosten an.
„Wir schauen in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, dass das Baby anschließend möglichst einige Wochen bei Pflegeeltern verbleibt. Die Mutter hat so noch genügend Zeit, sich über den in der Klappe hinterlegten Brief an die Pro-Kids-Stiftung zu wenden, wenn sie das Baby wiederhaben möchte“, sagt Spitz. Man habe in Abstimmung mit dem Amt extra diesen Informationsweg gewählt, um hemmende Hürden möglichst niedrig zu halten. „Aber bislang hat sich nach den vier Fällen nie jemand gemeldet.“