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Thorsten Frei im Gespräch mit Caritas-Vertretern

Es liegen schwere Monate hinter dem Caritasverband für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Corona-Pandemie sorgte für Ausbrüche in den Seniorenheimen, sorgte für Personalknappheit und stellte den Verband auch finanziell vor große Probleme, die ohne die Hilfen des Bundes wohl nicht hätten gelöst werden können. Dies betonten der Vorstandsvorsitzende Michael Stöffelmaier  und der Vorstand für Wirtschaft, Verwaltung und Finanzen, Markus Schreiber im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei und Gottfried Schmidt (CDA).

Angesichts der menschlichen Tragödien und der finanziellen Turbulenzen, in die die Caritas geraten war, sowie zum Schutz aller Heimbewohner hatte Frei wie Schmidt Verständnis für das bei Impfgegnern in den Sozialen Medien heftig kritisierte Handeln des Vorstandsvorsitzenden, der seit Juni nur noch impfwillige oder geimpfte Senioren in seinen Heimen aufnehmen lässt. „Es sind nicht die Senioren selbst, sondern die Angehörigen, die sich weigern, ihre Eltern impfen zu lassen“, meinte Stöffelmaier. So rutschte die Impfquote durch Neuaufnahmen immer wieder unter die notwendigen 90 Prozent, die das einst gewohnte Leben im Heim mit Gottesdiensten, Zusammenkünften oder Ausflügen nicht mehr erlaubten. Durch den Aufnahmestopp für Ungeimpfte liegt die Impfquote inzwischen bei nahezu 100 Prozent. „Leider nicht beim Pflegepersonal. Hier liegen wir bei guten 80 Prozent, wobei wir uns hier durchaus noch eine höhere Quote wünschen und dafür werden, sich impfen zu lassen.“

Auch wenn sich die Lage in den Heimen wie auch bei den Finanzen im Bereich der Heime stabilisiert hat, zeigt die Pandemie an anderen Stellen negative Folgen. „Wenn die Kommunen sparen müssen, sparen sie auch bei unseren Angeboten, etwa der Schulsozialarbeit“, meinte Stöffelmaier. Hier entgegnete Thorsten Frei, dass der Bund hier allerdings durch Steueranteilsverzicht die Kommunen enorm entlastet habe.

Im Gespräch ging es auch um eine bessere Bezahlung von Pflegekräften. Für viel Aufsehen hatte die Caritas zu Beginn des Jahres mit der Ablehnung eines allgemeinen Tarifvertrags gesorgt, der für viele Pflegekräfte in anderen Einrichtungen mehr Einkommen bedeutet hätte. „Das Tarifwerk wäre in manchen Bereichen eine Verschlechterung für unsere Mitarbeiter gewesen, etwa in Bezug auf fehlende Überstundenzuschläge. Zum anderen befürchten wir, dass die Kostenträger, also die Pflegekassen, sich künftig bei der Abrechnung am Tarifvertrag Altenpflege orientieren und die Mehrkosten der Einrichtungen nicht mehr tragen, die höhere Löhne zahlen. Dies hätte die Caritas betroffen“, argumentierte Stöffelmaier.

Thema war zudem die Kostenexplosion im Pflegebereich. „Ich schätze die Arbeit der Pflegeeinrichtungen sehr, aber die Preise sind inzwischen indiskutabel hoch“, meinte Frei. Hier argumentierten Schreiber wie Sröffelmaier, dass die Preise für einen Heimplatz natürlich durch Tarifsteigerungen, aber auch durch immer neue gesetzliche Vorgaben teurer werden. Die Ein-Bett-Regelung des Landes nannte er als Beispiel. „Hier müssen die Träger Millionen in neue Einrichtungen investieren. Allein um für unser Heim St. Lioba nochmals eine Verlängerung bis zur Fertigstellung des Neubaus zu bekommen, müssen wir 1,8 Millionen Euro in Umbauten investieren“, meinte Schreiber. „Dabei haben wir ja fast nur noch Einzelzimmer und Doppelzimmer lediglich für Paare. Die Einzelzimmer sind aber leider um wenige Zentimeter kleiner als die neue Norm“, schüttelt Stöffelmaier den Kopf. Da dürfe man sich nicht wundern, weshalb die Preise für Heimplätze explodieren.

Länger diskutiert wurde angesichts der vielfach fehlenden Pflegekräfte auch über die Zuwanderungspolitik der CDU, die Thorsten Frei verteidigte: „Wir sind für die Einwanderung von Fachkräften und jenen, die hier eine entsprechende Ausbildung machen wollen.“ Er machte aber auch klar, dass man das Asylrecht allein für die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht missbrauchen dürfe.