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Sozialstationen hoffen auf elektronische Verordnungen

Die angespannte personelle Situation im Pflegebereich und mögliche bürokratische Erleichterungen waren die Themen des Besuchs von Thorsten Frei in der Caritas-Sozialstation in Donaueschingen. An der Runde nahmen neben der örtlichen Geschäftsführerin Bianca Beha auch Geschäftsführer und Pflegedienstleiter aus den Sozialstationen in der Region Schwarzwald-Baar teil.

Die Personalressourcen sind im Pflegebereich knapp und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter. Eine Lösungsmöglichkeit auf einem leer gefegten nationalen Arbeitsmarkt ist das Anheuern von Kräften aus dem Ausland. Durch weniger Bürokratie könne man aber auch sparen. „Die Arbeitszeit von 1300 Pflegekräften könnte nach Berechnungen des Caritasverbands durch die Einführung von elektronischen Verordnungen (eVerordnungen) eingespart werden“, sagte Bianca Beha eingangs. Deren Einführung erhoffen sich die Sozialstationen bereits parallel zur Einführung der elektronischen Patientenakte. Das bisherige Procedere, das mit langem Warten in den Arztpraxen und auch aufreibendem Schriftverkehr mit den Kassen verbunden sei, wolle man schnellstmöglich hinter sich lassen. „Wir wollen lieber pflegen und nicht unsere Arbeitszeit mit Warten in den Praxen oder der Korrektur von oft falsch ausgefüllten Verordnungen vergeuden“, sagte Markus Leichenauer, Geschäftsführer der Sozialstation in Blumberg.

„Abläufe in der Pflege sollten natürlich möglichst effizient gestaltet werden, da Kräfte selbst bei einer besseren Bezahlung und auch größeren Wertschätzung in der Gesellschaft angesichts niedriger Geburtenraten dauerhaft fehlen werden“, meinte Thorsten Frei. „Und wenn hier technische Lösungen helfen würden, sollte man diese auch nutzen.“ Allerdings seien Gesundheit und Pflege höchstpersönliche Bereiche. Entsprechend sicher sollte mit  Patientendaten umgegangen werden. „Wie schwer das ist, sehen wir an der elektronischen Patientenakte, die in der Umsetzung nicht vorankommt“, bedauerte Frei. Er zeigte sich aber sicher, dass bei einer entsprechenden Problemlösung bei der eAkte auch die eVerordnungen zum Zuge kommen werden.

Parallel baue derzeit der Schwarzwald-Baar-Kreis mit seinen Städten und Kommunen für rund 250 Millionen Euro ein leistungsfähiges Glasfasernetz aus, das als Basis für weitere Digitalisierungsprozesse diene und künftig auch das Versenden von eVerordnungen von entlegenen Höfen ermögliche. Entsprechend schnell kämen dann auch die Verordnungen von den Ärzten zu den Kassen und mit der Genehmigung die benötigten Medikamente und Verbandsmaterialien schneller zu den Patienten.

Diskutiert wurde auch noch über den inzwischen recht kurzen Verbleib von Pflegekräften in ihrem Beruf. Durchschnittlich nur noch 13 Jahre bleiben diese dem Pflegewesen erhalten. Keine geregelten Arbeitszeiten, Wochenenddienste, hohe Arbeitsbelastungen und auch psychische Belastungen sorgen dafür, dass viele das Berufsfeld wechseln und damit das Problem des Kräftemangels für die Verbliebenen noch verschärfen. Durch eine bessere Vergütung, so Thorsten Frei, versuche der Gesetzgeber die Attraktivität des Berufs zu stärken, doch dieser Anreiz werde das Problem allein nicht lösen. Hier werde man weiter auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen sein.