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Lehrermangel großes Problem – Im Gespräch mit Schulamtsdirektorin Sabine Rösner

Unsere Bildungspolitik steht immer in der Diskussion. Viel Kritik gab es zuletzt nach den Corona-bedingten Schulschließungen und dem schwierigen Neustart, zumal die digitale Beschulung nur unzureichend klappte, viele Lehrer nicht zur Verfügung standen oder stets nur einzelne Jahrgänge und Klassenteile beschult werden konnten. Über die aktuelle Belastungsprobe, die Pläne für den Herbst, die Digitalisierung der Schulen, die technische Ausstattung der Schüler sowie den weiterhin bestehenden Lehrermangel im Schulamtsbezirk Schwarzwald-Baar/Rottweil hat sich Thorsten Frei mit Schulamtsdirektorin Sabine Rösner unterhalten.

„Bildungspolitik ist zwar Ländersache, aber es gibt dennoch genügend Anknüpfungspunkte und Themen, die mir als Bundestagsabgeordneter wichtig sind und für meine Arbeit eine Rolle spielen“, sagte Thorsten Frei eingangs. Beispielsweise die Digitalisierung: Der Bund fördert die Kommunen mit einem 50-prozentigen Zuschuss für den Breitbandausbau, der Basis für digitales Lernen in den Schulen ist. Zudem fließen über den Digitalpakt mit den Ländern über fünf Milliarden Euro in die Digitalisierung der Schulen. Und damit jedes Kind auch digitale Bildungschancen in diesen Zeiten erhält, wurden von Bund und Land Zuschüsse zum Kauf von Tablets oder Notebooks bereitgestellt.

Letztere werden möglicherweise bald zum Einsatz kommen, denn die Schulamtsdirektorin ist der Ansicht, dass „uns Corona im September heftig einholen wird“. Aber dies ist nicht ihr einziges Problem. An den Förderschulen ist die Personaldecke inzwischen so dünn, dass Stundenkürzungen vorgenommen werden müssen. Befristete Verträge von nicht pädagogisch ausgebildetem Personal, so genannte Nichterfüller, würden an allen Schulen zwar helfen, Lücken, die etwa durch Elternzeit entstehen, zu schließen. Ideal sei dies jedoch nicht. Sie setzt die Hoffnung auf die größeren Studierendenzahlen, die nach einer größeren Pensionierungswelle im Schulwesen, die Lücken in den nächsten Jahren wieder schließen.

„Hätten es die engagierten Nichterfüller denn nicht verdient, über den Sommerferienbeginn hinaus beschäftigt zu werden?“, wollte Thorsten Frei wissen. Rösner meinte hierzu, dass Sie großes Verständnis für die unbefriedigende persönliche Situation sei. Für Schulen sei es aber wichtig und richtig, mit ausgebildeten Pädagogen versorgt zu werden. Nichterfüller mit Verträgen könnten dies verhindern. Zudem sei auch nicht jeder ein guter Lehrer. Entsprechend wären hier längerfristige Verträge von Nachteil. Richtig findet sie auch, dass sie sich nach Schuljahresende bei der Agentur arbeitslos melden und womöglich anderswo bewerben müssen: „Es wäre doch gut, wenn sie in ihrem erlernten Beruf wieder Arbeit fänden.“ Für langjährig immer wieder verpflichtete und damit gute Seiteneinsteiger sei aber auch eine Lösung – längere Verträge nach fünf Jahren Schuldienst – in der Diskussion.

Die Corona-Krise habe aber auch einen wichtigen Impuls gesetzt, denn das digital generell unzureichend ausgerüstete Schulwesen erfahre einen Schub. „Auch wir im Schulamt erhalten neue Rechner, damit überhaupt Videokonferenzen über ein übliches Programm möglich werden. Neue Computer lösen aber auch hier ein Problem nicht: „Personell stehen wir am Rand“, meinte Rösner.