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Im Gespräch mit Carolin Deberling, Expertin für Tourismus und Standortmarketing

Innenstädte, ob groß oder klein, sind das soziale und kommunikative Zentrum einer Stadt. Hier treffen sich Menschen, verbringen ihre Freizeit, versorgen sich mit Gütern und nehmen Dienstleistungen in Anspruch. Viele Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen, die vor allem der Online-Handel und das veränderte Kundenverhalten mit sich bringen. Über die Lage, aber auch die Chancen der Region im Tourismus weiter zuzulegen, hat sich Thorsten Frei mit Carolin Deberling von der Gruppe Drei in Villingen-Schwenningen unterhalten.

Carolin Deberling ist Expertin für Tourismus- und Standortstrategien und macht deutlich, dass an der Digitalisierung sowohl für Werbung und auch Handel kein Weg vorbeiführe. Die Corona-Krise mit dem langen Lockdown habe diese Entwicklung noch verschärft, aber auch vieles endlich in Bewegung gebracht. So habe die vor 30 Jahren von ihrem Vater, Professor Alexander Doderer, als Werbeagentur gegründete Gruppe Drei in den zurückliegenden Monaten fünf Fachleute für die Abteilung Digitalisierung eingestellt, „und wir suchen händeringend nach weiteren Technikfachleuten, die unsere Ideen entsprechend umsetzen können“ sagt Carolin Deberling.

„Ob Destinations- oder Standortmarketing, an der Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Hier müssen Kommunen wie auch der Handel einfach größer denken.“ Vor allem den Kommunen empfiehlt sie, Wege einzuschlagen, um bei diesem enorm schnellen Transformationsprozess schneller entscheiden  zu können. Hier seien viele leider noch in alten, langsamen Strukturen verhaftet. Thorsten Frei machte angesichts der Erfahrungen aus dem Teillockdown im November aber deutlich, dass eine Innenstadt weiterhin viele Angebote vor Ort bieten müsse, um gut frequentiert zu bleiben: „Als die Cafés und Gaststätten geschlossen hatten, klagten auch die Einzelhändler über massive Umsatzeinbrüche. Dies zeigt uns, dass ein Einkauf immer öfter auch Erlebnischarakter haben muss, so wie ein Besuch in einem schönen Restaurant nicht vordergründig nur der Nahrungsaufnahme dient.“  

Weniger Probleme mache der Tourismus in Deutschland. Dieser habe zuletzt deutlich zugelegt und  der anhaltende Boom bei den Wohnmobilverkäufen und auf den stadtnahen Stellplätzen sei ein Indiz dafür, dass die Deutschen ihr Land weiter erkunden wollten. Das Problem hier seien leider die derzeit fehlenden Präsentationsmöglichkeiten für weniger bekannte Städte und Regionen, weil die analogen Tourismusmessen derzeit ausfallen müssen. „Davon profitieren mit Sicherheit die Großstädte und bekannten Landstriche, wozu natürlich auch der Schwarzwald zählt“, sagt Deberling. Zu großer touristischer Erfolg sei letztendlich aber auch nicht gut. „Die Corona-Krise mit vielen Deutschlandurlaubern habe hier Grenzen deutlich aufgezeigt, als viele beispielsweise sonst idyllische Wanderwege hoffnungslos überlaufen waren. „Ein erhoffter Erholungseffekt tritt da nicht mehr ein.“ Sorgen bereiten ihr auch das zunehmend trockene Wetter. „Wenn auch im Schwarzwald die Bäume sterben werden, wie es in anderen Landstrichen bereits der Fall ist, haben wir ein richtiges Problem.“